Bunker - Schanzen - Wasserfälle. Mitgliederversammlung des Studienkreises INTERFEST e. V. in Kiel
Text und Bilder: Florian Brouwers
Im Laufe des Himmelfahrtstages trafen so nach und nach alle Interessenten im Hotel Wiking ein und im Rahmen des nicht organisierten Abends zeigte die Stadt Kiel gleich, was sie in gastronomischer Hinsicht so alles kann – viel ist es nicht. Nur vereinzelt konnten die Hungrigen in kleinen Gruppen unterkommen, überall waren die Lokale entweder geschlossen oder zu klein oder zu voll. So verteilte sich alles irgendwie im Stadtzentrum und erst im Laufe des Abends bevölkerte sich der Frühstücksraum unserer Unterkunft mit lebhaftem Gespräch, Flaschenklirren und Gelächter.
Das ließ für den kommenden Tag hoffen, denn wo gute Laune herrscht, ist meist auch gutes Wetter. So konnte also der Exkursionsbus pünktlich abfahren und das noch im letzten Augenblick geänderte Besichtigungsprogramm beginnen. Die Änderung war notwendig geworden, weil das erste Besichtigungsobjekt „Iltisbunker“ (so genannt nach seiner Adresse Iltisstraße) gerade verkauft worden war und nicht mehr zugänglich ist. So blieb es bei einem Fotostop ehe der Zivilschutzbunker am Huysmannring an-gesteuert werden konnte. Von beeindruckender Länge und halb in die Erde vergraben bot der sich den neugierigen Besuchern mit kompletter Einrichtung zu einem längeren Rundgang an, ein freundlicher Mensch von der Kieler Feuerwehr hatte Schlüssel und Auskünfte parat und musste von beidem ausgiebig Gebrauch machen.
Danach sahen wir das Bunkerterzett am Eichenbergskamp bei der Fachhochschule Kiel, verschlossen zwar, aber doch von beeindruckendem Äußeren. Leider liegt gerade das Exemplar mit den interessantesten Resten ehemaliger Ausrüstung auf Firmengelände und ist nicht zu besichtigen. Das galt zum Glück nicht für das nächste Ziel, den Hochbunker Werftstraße, der ungeplant für uns geöffnet werden konnte und von etwa gleichem Inhalt wie das erste Besichtigungsobjekt ist.
Ebenfalls ungeplant aber wegen ganz überraschend und ungewöhnlich diszipliniert vorgehender Interfestler noch im Zeitrahmen möglich, war der vierte Besuch des Vormittags, ein weitere Zivilschutzbunker am Rande einer Tiefgarage neben dem Kieler Schloss. Dessen Einrichtung befindet sich gerade im Stadium der Verschrottung, die aber erst teilweise beendet ist. So liegt hier überall noch die frühere Bestückung herum und man kann von der „Einwegdecke“ über Verbandsmaterial in Kisten und Toilettenpapier in Großpackungen alles finden, was so für das Überleben für nötig gehalten wurde. Die noch immer im Büro der Anlage liegenden Konstruktionspläne fanden großes Interesse und blieben trotzdem zurück. Auch das ist ein bemerkenswerter Fortschritt, früher war das anders.
Vor der Mittagspause gab es einen letzten Abstecher zu einem weiteren Hochbunker, der in den letzten Kriegstagen auch als Geburtsstation Kiels genutzt wurde, er war aber bereits leer und deshalb bald wieder auch von uns „geräumt“, das Mittagessen wartete.
In einem großen Saal über dem Flugfeld der Stadt wurden wir mit fast übermäßig reichlichem Essen traktiert und konnten zufrieden sein. Allerdings geriet das Zeitmanagement dadurch sehr durcheinander und wir sahen deshalb zunächst den zum Ausstellungsraum umfunktionierten „Flandernbunker“. Der wird von einer Gruppe betreut, die sich auch lange Jahre und letztendlich vergeblich um die Erhaltung der Reste des U-Boot-Bunkers Kilian bemüht hat. Zur Zeit enthalten die Räume eine Kunstausstellung zur jüngeren Geschichte Kiels, deren Objekte nur begrenzt den Beifall unserer Gruppe fanden, man hat so seine Schwierigkeiten mit farbigem Stanniolpapier oder einigen Dutzend im Raum hängenden Flaschen. Trotzdem war eindrucksvoll, welche Arbeit hier an einem durch und durch geschichtsträchtigen Bauwerk geleistet worden ist.
Fort Friedrichsort als letztes Besuchsobjekt des Tages besteht vorwiegend aus zwei großen einstöckigen Kasernengebäuden, Umfeld und restliche Bebauung sowie Befestigungsanlagen im engeren Sinne sind nicht mehr vorhanden. Durch eine große Zahl eindrucksvoller Karten und Bilder in den noch recht bescheidenen Ausstellungsräumen ist aber zu erkennen, was hier einst gebaut worden war und welchem Zweck das alles unter den verschiedenen Herrschern gedient haben mochte.
Das anschließende gemeinsame Abendessen im „Schnitzelhaus“ war für den Betreiber sicherlich ein gutes Geschäft, denn das angebotene „Spanferkelessen satt“ hätte getrost auch „Spanferkelessen? – Satt!“ heißen können, die Nachwirkungen des Mittagessens waren noch deutlich zu bemerken. Trotzdem wurde der Abend etwas länger und die Biervorräte im Restaurant und im Hotel deutlich kleiner.
Auch am Sonnabend gelang ein pünktlicher Start, und wenn es auch auf der Autobahn regnete, kamen wir doch zur rechten Zeit auf dem ganz trockenen Schlachtfeld bei den Düppeler Schanzen an. Unter Androhung schwerer Strafen waren wir auf unbedingte Pünktlichkeit eingeschworen worden und erlebten jetzt, dass sich unser knorriger Führer selber nicht an den Zeitplan hielt. Über 80 Minuten redete er sich in Rage und sein ansonsten zwar etwas einseitiger aber doch interessanter Vortrag verlor dadurch sehr an Reiz. Diese Zeit fehlte dann für einen wenigstens kurzen Gang zu den Schanzen. Das war sehr bedauerlich und muss bei künftigen Exkursionen anders gemacht werden.
Dafür waren die Leute im Lokal am Dannewerk auf Zack, denn das ganze Abfüttern dauerte nur wenig mehr als eine Stunde – neuer Rekord! Die freie Zeit bis zum Beginn der offiziellen Führung konnten so alle nutzen, um sich das sehr gute kleine Museum und Teile des Walls gleich selber anzusehen. Das war ein großes Glück, denn mit dem Beginn der Führungen in zwei Gruppen begann es erst leicht und dann immer schwerer zu regnen. Das hätte man noch ertragen, wenn die Führungsdamen nicht so hoffnungslos neben dem Thema her geredet hätten. Wenn man schon von den damaligen Techniken nichts weiß, sollte man doch wenigstens nicht irgendeinen Unsinn wie „kleine Eisenöfen zur Ziegelherstellung“ und manch anderen Krempel erfinden. Das und dann auch noch vom Himmel stürzendes Wasser waren etwas zu viel, die Gruppen lichteten sich und nur die Tapferen mit Freischwimmer konnten sich halten. Eines aber muss dem Wetter zugutegehalten werden: Hier kam (fast) keiner zu spät zum Bus zurück.
In erhöhter Luftfeuchtigkeit ging es zurück zum Schnitzelhaus, diesmal gab es auch einen Nachtisch und zuverlässig um acht konnte unsere Mitgliederversammlung beginnen. Alle waren bester Laune und das führte dann auch zu einer der kürzesten Sitzung der Vereinsgeschichte. Die professionelle Wahl- und Versammlungsleitung hatte daran nicht weniger Anteil als der vielfache Bruch einer alten Verabredung: Kein Alkohol während der Sitzung! Na ja, es waren alle brav und wir sind gespannt auf das nächste Treffen in Villach.