Forts im Baskenland und Navarra
Text und Bilder: Heinz Schramm
Die Befestigungsanlagen der spanisch-französischen Grenze, die im Zeitraum zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert erbaut wurden, befinden sich wegen der Unzugänglichkeit der Pyrenäen, im Wesentlichen an deren wichtigsten Passstraßen. Im Baskenland, dort wo die zur Küste hin abfallenden Ausläufer der Pyrenäen an Schroffheit verlieren und dadurch die Passage erleichtern, wurden deutlich mehr Fortifikationen errichtet. Die Anlagen auf der spanischen Seite sind so zahlreich, dass an dieser Stelle nur auf die im Umfeld der Festungsstädte Hondarribia und San Sebastian errichteten Befestigungen eingegangen werden soll. Das durch eine Umwallung mit fünf Bastionen und zwei Ravelins geschützte Hondarribia, mit dem befestigten Schloss Karls V in seinen Mauern, war wegen der Nähe zur französischen Grenze besonders im 16. und 17. Jahrhundert von strategischer Bedeutung.
Die Befestigungsanlagen der spanisch-französischen Grenze, die im Zeitraum zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert erbaut wurden, befinden sich wegen der Unzugänglichkeit der Pyrenäen, im Wesentlichen an deren wichtigsten Passstraßen. Im Baskenland, dort wo die zur Küste hin abfallenden Ausläufer der Pyrenäen an Schroffheit verlieren und dadurch die Passage erleichtern, wurden deutlich mehr Fortifikationen errichtet. Die Anlagen auf der spanischen Seite sind so zahlreich, dass an dieser Stelle nur auf die im Umfeld der Festungsstädte Hondarribia und San Sebastian errichteten Befestigungen eingegangen werden soll. Das durch eine Umwallung mit fünf Bastionen und zwei Ravelins geschützte Hondarribia, mit dem befestigten Schloss Karls V in seinen Mauern, war wegen der Nähe zur französischen Grenze besonders im 16. und 17. Jahrhundert von strategischer Bedeutung.
Im folgenden Jahrhundert gewann San Sebastian an Stärke. Die auf einer Art Halbinsel gelegene Altstadt war durch eine mächtige 280 Meter lange Mauer mit Torbastion, zwei Halbbastionen und einem vorgelegten Hornwerk mit Ravelin sowie den obligatorischen Gräben gesichert. Beherrscht wurde das Ensemble durch das Castillo Santa Cruz de la Mota und Batteriestellungen auf dem an drei Seiten vom Meer umspülten Mont Urgull hinter der Stadt. Beide Festungsstädte hatten französische Belagerungen zu ertragen und wurden in den drei Karlistenkriegen zwi-schen 1832 und 1878 erneut in Mitleidenschaft gezogen. Die während dieser Kriege sowohl von den aufbegehrenden Karlisten als auch von der regierenden spanischen Zentralmacht an wichtigen Straßen, auf beherrschenden Anhöhen und um die belagerten Festungen eilig errichteten Forts, Batterien, Redouten und Blockhäuser sind, wegen der größtenteils semi-permanenten Ausgestaltung, meist nur im ruinösen Zustand anzutreffen. Durch fortschreitende Erosion, die dafür sorgt, dass Wälle und Gräben an Kontur verlieren, sind diese Werke im Luftbild oft leichter auszumachen als vor Ort im Gelände.
Nach Beendigung des dritten Karlistenkrieges wurde von den spanischen Militärbehörden die Reorganisation der Grenzbefestigungen beschlossen. Die zwischen 1876 und 1884 mit den Planungen betrauten militärischen Ausschüsse einigten sich schließlich auf den Bau eines neuen Befestigungskomplexes; des „befestigten Lagers von Oiartzun“. Rund um den namengebenden Ort war die Errichtung von acht Forts geplant. Gebaut wurden indes nur drei Werke. Die Forts San Marcos (1888), Txoritokieta (1890) und Guadalupe (1900).
Das mit zwölf 15 cm Kanonen und drei 21 cm Haubitzen ausgerüstete Fort San Marcos war für eine Mannschaftsstärke von 200 Infanteristen und 50 Artilleristen ausgelegt. Txoritokieta, mit sechs 15 cm Kanonen bestückt, kam wegen weitgehend fehlender Nahverteidigungsanlagen nur auf eine Besatzung von etwa 60 Soldaten. Im Fort von Guadalupe waren neben der Kasemattbatterie für fünf 15 cm Kanonen weitere elf Geschütz-emplacements zwischen Erdtraversen angelegt, über deren Bestückung keine Angaben vorliegen. Der Größe des Forts entsprechend war die Belegung mit 500 Infanteristen und 100 Artilleristen vorgesehen.
Die Tatsache, dass die drei Forts im Laufe der Zeit weder durch Kriegshandlungen beschädigt, noch durch Anpassungsmaßnahmen im Rahmen fortschreitender Entwicklungen der Befestigungstechnik baulich verändert wurden, macht diese Werke so besonders. Die für den September geplante Städtereise zu Zielen an der baskischen Küste bot dann Gelegenheit die Forts zu besuchen.
Fuerte de Nuestra Senora de Guadalupe:
N: 43° 22’ 09.59’’ W: 1° 49’ 09.55’’
Die Anfahrt zu dem auf den Ausläufern des Jaizkibel erbauten Fort ist durch die Ausschilderung völlig problemlos. Eine vor dem Fort aufgestellte Hinweistafel bietet Informationen zum Bauwerk und die Termine der Führungen, die von Arma Plaza (Zentrum für kulturelle und touristische Informationen) in Zusammenarbeit mit der Stadt Hondarribia - die das Fort vom Militär übernommen hat - regelmäßig durchgeführt werden.
Die für 11:00 Uhr angekündigte Führung entfiel an diesem Sonntag leider, wohl wegen fehlender Anmeldungen aus. So erinnert an diese Enttäuschung nur ein Foto vom verschlossenen Gittertor der Poterne zum Graben. Das dornige Buschwerk an der Umzäunung des Forts verhinderte zwar die Sicht auf Gräben, Kaponnieren oder sonstige Bauwerke, hält dafür aber auch wirksam ungebetene Besucher fern. Der Fortkörper selbst bietet den Anblick eines von Menschenhand modellierten, grasbewachsenen Hügels. Dieser Fehlschlag wäre durch intensivere Recherche möglicherweise vermeidbar gewesen - schade.
Fuerte de San Marcos:
N: 43° 17’ 50.67’’ W: 1° 49’ 09.55’’
Von San Sebastian kommend dient der weithin sichtbare Funkmast neben dem Fort auf dem gleichnamigen 260 m hohen Berg als Wegweiser. Mit etwas Glück findet man dann auch den Einstieg in die alte Militärstraße, die nach kurvenreicher Strecke an der Kehle des Forts endet.
Ein Debakel wie beim Fort Guadalupe war hier nicht zu befürchten weil in den Räumen des Forts ein Restaurant betrieben wird das täglich geöffnet hat. Durch den Tunnel in der Contrescarpe und die Grabenbrücke gelangt man in die Poterne zum Hof. In einem der ehemaligen Wachlokale hält während der Saison ein örtliches Touristenbüro Informationen und einen Plan für den kostenlosen Rundgang durch das Fort bereit (Mittwoch bis Sonntag ab 11 Uhr).
Bei der Umsetzung des didaktischen Ansatzes, Funktion und Bewaffnung eines Forts deutlich zu machen, gingen die Gestalter des Rundgangs soweit, die Gefechtspositionen mit vereinfachten Repliken von Kanonen und Haubitzen zusammen mit Figuren der Bedienungsmannschaften auszustatten.
Mein etwas abgewandelter Rundgang führte über die Rampe im Hof zu den Kasematten der U-förmigen oberen 15 cm Batterie. Von den fünfzehn Gewölben waren seinerzeit, wie an den Einschnitten in der Erdabdeckung erkennbar ist, nur sieben mit Kanonen bestückt. Die restlichen Scharten sind mit Erde maskiert. Über das Kehlgebäude mit dem rückwärtigen Infanterieparapet und eine Außentreppe erreicht man auf dem erdgedeckten Batterieblock den höchsten Punkt des Forts.
Beim Rundblick vom Schützenauftritt auf die umliegenden Orte bis hin zum Meer wird die beherrschende Position des Werkes deutlich. Hier oben ist auch die nahezu dreieckige Grundform des Forts gut erkennbar. Auf Hofniveau fortgesetzt führt der Weg zu einer abschüssigen Poterne die im Kanonenhof der Haubitzenbatterie endet. Hier sind, durch Mauerwerksgewölbe gedeckt, die Repliken von drei 21 cm Haubitzen des Modells 1872 aufgestellt (Die von vorne zu ladenden Haubitzen M 1872 wurden in den 1890er Jahren durch modernere Bronze-Hinterlader des gleichen Kalibers ersetzt).
Die in Dreieckform angelegte vordere 15 cm Batterie wird durch eine gekurvte Rampe vom Kanonenhof aus erschlossen. Die fünf Emplacements zwischen Mauerwerkstraversen sind mit Nachbauten der 15 cm Ordonez Kanone M 1885 auf erhöhter Barbettlafette bestückt. In den Hohlräumen der Traversen lagern die Nachbildungen von Granaten. Hinter dem Gittertor am Ende des Haubitzenhofes zweigen Poternen zu den Anlagen der Grabenverteidigung ab. Der längere Tunnel endet im Lichthof hinter der sechseckigen Doppelkaponniere.
In der Kaponniere sind hinter den größeren Scharten für die Längsbestreichung des Grabens Attrappen von Montigny Mitrailleusen M 1870 auf Holzlafetten montiert. Die obligatorischen Mannschaftsfiguren hantieren hier mit einem der 37 Patronen fassenden Laderahmen für die Schnellfeuerwaffe im Kaliber 11 mm. In den anschließend begangenen Gewölben der Kaponniere im linken Graben wiederholt sich das Szenario.
Nach Passage einer Pforte auf Höhe der Grabensohle endet der Rundgang am gläsernen Aufzug im Kehlgraben. Über die hier gewählte Präsentation - einer Mischung aus dem Anliegen festungstechnische Gegebenheiten seriös zu vermitteln und “Madame Tussauds“ - kann man durchaus geteilter Meinung sein. Von örtlichen Kritikern werden vor allem die baulichen Veränderungen durch den Aufzug und neu angelegte Pflasterwege bemängelt. Andererseits wird gerade durch diese Baumaßnahmen das Fort auch für Menschen mit Handicaps erlebbar, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Voll zu unterstützen hingegen ist die Forderung die Fortoberfläche von Bewuchs durch Bäume und Sträucher freizuhalten.
Fuerte de Txoritokieta:
N: 43° 17’ 27.68’’ W: 1° 55’ 19.34’’
Das auf der Kuppe des 300 m hohen Txoritokieta errichtete Fort ist über eine von der Armierungsstraße zum Fort San Marco abzweigenden holprigen Piste zu erreichen. Der poligonale, in etwa D-förmige Baukörper wird von einem Graben ohne Kaponnieren umschlossen. Durch die erdgedeckte Zentraltraverse und deren Abzweigungen entstehen drei separate Kanonenhöfe die je zwei 15 cm Kanonen Platz boten. In den Traversen sind Lagerräume für Treibladungen, Geschosse und ein Wachraum mit Gewehrscharten zur Deckung des Eingangs untergebracht.
Das durch einen Graben vom Batterieblock getrennte fünfeckige Unterkunftsgebäude mit dem kleinen Lichthof ist durch eine umlaufende Schartenmauer auf dem Dach gesichert. Durch den freien Zugang weist das Fort die sattsam bekannten Formen von Vandalismus auf. Die mehr zufällig entdeckte Annexbatterie ist total überwachsen und verfällt zusehends.
Den eigentlich geplanten Abstecher zu den beiden Annexbatterien von San Markos habe ich daraufhin verworfen. Vor der Rückfahrt ermöglichte eine Lücke zwischen zwei Bäumen auf dem Terreplein der Batteriestellung noch ein Foto von der Rückansicht des Nachbarforts.
Ein Abstecher nach Pamplona
Der Ausflug in die Landeshauptstadt Navarras hatte zunächst touristischen Charakter. Weltweite Bekanntheit erlangte Pamplona vor allem durch die Stierläufe während des Patronatsfests von San Fermin. Das von Hemingway in seinem Buch “Fiesta“ beschriebene Treiben durch die Gassen der Altstadt lockt alljährlich zahlreiche Touristen in den Ort. Eingebettet in das Besuchsprogramm ergab sich die Möglichkeit, Abschnitte der in beeindruckenden Teilen erhaltenen bastionären Stadtbefestigungen zu er-kunden.
Das absolute Highlight ist die gewaltige Zitadelle, die am Rande der Altstadt gelegen, durch Rasenflächen und planvoll gepflanzte Bäume wie ein Stadtpark anmutet. Die nicht mehr vorhandenen stadtseitigen Bastionen sind nicht etwa, wie zu vermuten wäre, neuzeitlichem Straßenbau geopfert worden. Beide Bastionen und die Werke der Esplanade wurden bereits 1888 im Rahmen der ersten Stadterweiterung geschleift. Der größte Teil der südlichen Enceinte ist im Zuge der zweiten Stadterweiterung, für die Anlage der Neustadt zurückgebaut worden. Die erhaltenen Befestigungen Pamplonas befinden sich allesamt in hervorragendem Zustand. Teilbereiche wurden scheinbar erst kürzlich aufwendig restauriert.
Als abschließender Höhepunkt war noch eine Exkursion zum Fort San Cristobal geplant, das auf dem Grat des Ezcaba über Pamplona thront. Die strategische Bedeutung des 898 Meter hohen Berges wurde während des 3. Karlistenkrieges 1875 deutlich, als dort in Stellung gebrachte Batterien Pamplona bedrohten. Die daraufhin begonnenen Planungen für ein Fort auf dem Ezcaba wurden ab 1878 umgesetzt. Die Arbeiten zogen sich mit Unterbrechungen bis 1919 (!) hin. Allein der Bau der Armierungsstraße dauerte sieben Monate. Die damals für die Transporte von Menschen und Material eingesetzten Pferdefuhrwerke benötigten für die Wegstrecke von Pamplona bis zur Baustelle zweieinhalb Stunden.
Der Graben des Forts umfasst ein Gelände von etwa 600 Metern Länge, und 300 Metern Breite. Der Baukörper ist dreifach gegliedert und beginnt im Norden mit einem vorgeschobenen Werk dessen U-förmiger Batterieblock den nord-westlichen Teil des Hanges beherrscht. Darauf folgt das Zentralwerk mit bis zu dreistöckigen Kasernen, die einen Innenhof umschließen. Die in alle Richtungen wirkenden Batterien sind in erdgedeckten Kasematten in den oberen Etagen der Gebäude untergebracht. Zwei weitere im Hof errichtete Blöcke beherbergen Versorgungseinrichtungen wie Küchen, Speisesäle, Wäscherei und Mannschaftsquartiere.
Der dritte Bauabschnitt umfasst zwei Vorhöfe mit Poternen zum Zentralwerk sowie das Haupttor mit dem Zwinger. Die Besatzungsstärke wird mit bis zu 1100 Mann angegeben. In 92 bombensicheren Kasematten sollten bis zu 72 Kanonen, 12 Mörser und 3 Haubitzen aufgestellt werden. Für die Grabenflankierung waren weitere 25 Kanonen kleineren Kalibers vorgesehen (Ob das Fort jemals komplett bestückt war ist zweifelhaft).
Für das bei Fertigstellung 1919 längst veraltete Festungswerk musste daraufhin ein neues Nutzungskonzept her. Die Überlegung, dass die Anlagen eines Forts, die ja dazu bestimmt sind Eindringlinge fernzuhalten, mit nur geringen Aufwand so umgebaut werden können, dass ein Entweichen daraus verhindert wird, führte zur Weiterverwendung des Forts als Gefängnis (Eine nicht wirklich neue Idee, von der Forts weltweit betroffen waren und sind).
Schon im Herbst 1934 wurden Bergleute und Arbeiter die sich am Aufstand in Asturien beteiligt hatten hier inhaftiert. Gleich zu Beginn des spanischen Bürgerkrieges 1936 gelang es den Putschisten mit der Unterstützung karlistischer Requetes die Macht in Pamplona zu übernehmen.
In der Folgezeit füllten sich die Zellen des Forts mit Politikern, Gewerkschaftern und Kämpfern der Republik. Eine gewisse Bekanntheit erlangte San Cristobal durch den Massenausbruch vom 22. Mai 1938, als es einigen Gefangenen gelang, die Wachmannschaften zu überwältigen. 795 der etwa 2500 Insassen nutzen daraufhin die geöffneten Tore zur Flucht. Die eilig herangeführten Verstärkungen gingen bei der anschließenden Verfolgung der Flüch-tenden dermaßen rücksichtslos vor, dass etliche Häftlinge eigenständig ins Fort zurückkehrten. Mehr als 200 der Entflohenen kamen bei der Verfolgung ums Leben. Nur dreien gelang es sich hinter der französischen Grenze in Sicherheit zu bringen. Die Anführer der Revolte wurden nach Aburteilung durch ein Militärgericht auf dem Glacis der Zitadelle erschossen.
Eine Aufarbeitung der Geschehnisse nach dem Ausbruch, die während der Regentschaft Francos unmöglich war, wurde auch nach der Demokratisierung Spaniens kaum betrieben. Erst die “Enkelgeneration“ brachte mit Fragen nach dem ungeklärten Verbleib der Großeltern vielerorts Nachforschungen in Gang - so auch hier. Seit 2007 fanden unter Leitung forensischer Anthropologen Grabungen in der Nähe des Forts statt um die Identität von dort bestatteten Häftlingen zu bestimmen.
Dass die Ereignisse des Bürgerkrieges immer noch polarisieren wird am Denkmal für die Getöteten des Ausbruchs deutlich. Das 1988 zum 50. Jahrestag enthüllte Mahnmal ist seit dem mehrfach beschädigt und mit faschistischen Symbolen beschmiert worden. Das 1991 vom Militär aufgegebene Fort ist immer noch im Besitz des Verteidigungsministeriums und nur zu besonderen Anlässen zugänglich.
Fuerte de Alfonso XII (San Cristobal):
N: 42° 51’ 16.00’’ W: 1° 39’ 50.65’’
Die Anfahrt zum Fort ist über die Serpentinen der Armierungsstrasse (Camino de San Cristobal) in etwa 15 Minuten leicht zu bewältigen. Das Haupttor und alle weiteren Zugänge ins Fort sind - wie zu erwarten war - verschlossen. (Foto17) Die darauf begonnene Umrundung des Werkes auf dem Pfad am Grabenrand eröffnete immer wieder interessante Einblicke auf Detaillösungen in Architektur und Bauausführung von Kaponnieren und Grabenstreichen. Die Gebäude des Hauptwerkes sind der Sicht fast gänzlich entzogen. Die Oberfläche des Forts gleicht auch hier einem mit Stacheldraht bewehrten, grasbewachsenen Hügel. Im frei zugänglichen Hof des nord-westlichen Werksteils sind dann auch gleich die daraus resultierenden negativen Folgen ersichtlich. Das rückseitige Mauerwerk des Batterieblocks ist stark beschädigt und durch Graffiti verschandelt. Eine abschüssige Rampe vom Batteriehof endet zwischen einschüchternd hohen Mauern im seitlichen Graben vor den Schartenöffnungen einer Kaponniere. Wenn es einen Ort gibt an dem Festungsarchitektur bedrohlich wirkt dann hier, zwischen den Grabenmauern vor der Kaponniere, wo man sich ständig der Beobachtung aus Gewehr-und Kanonenscharten ausgesetzt sieht. Im weiteren Verlauf fällt der Graben bis zum unteren Hauptgraben stark ab. Der Niveauunterschied der Hauptgräben beträgt sicher bis zu 25 m.
Eine mächtige Kaponniere mit tenaillierter Front beherrscht den unteren Graben. Vom Standpunkt vor der Kaponniere ist im Hang oberhalb noch ein Mauerwerksband mit den Schartenöffnungen einer Kanonenbatterie auszumachen.
Als ich kurz vor Ende des Rundgangs eine an das Mauerwerk der Escarpe gelehnte Leiter entdeckte und wenig später zwei junge Männer oben auf dem Fort, war ich in gewisser Weise froh, von meiner Frau begleitet zu sein. So kam ich gar nicht erst in Versuchung es den Burschen gleichzutun und den wegen der vielen Stacheldrahtsperren nicht ganz ungefährlichen Aufstieg zu den Batteriekasematten zu wagen. Meiner Äußerung, dass dort oben sicherlich tolle Fotos vom Hof des Forts und den Kasernen möglich seien, begegnete meine Frau mit dem treffenden Einwand: “Man muss nicht alle Fotos selber machen!“
Dem ist außer dem Hinweis auf Google Earth und Bing Maps nichts hinzuzufügen. Wegen der Größe des Forts und dem nicht zu unterschätzenden Gefahrenpotentials ist kaum zu erwarten, dass dieses beeindruckende Beispiel spanischer Festungsarchitektur in naher Zukunft Besuchern ständig zugänglich sein wird.
Rückblickend bleibt festzuhalten, dass eine Reise ins Baskenland vorbehaltlos empfohlen werden kann. Interessante Küstenorte von Bilbao bis Biarritz, und die Möglichkeit Badefreuden mit Gebirgswanderungen kombinieren zu können erfreut sicher viele “Normaltouristen“. Gleich drei durch Zitadellen verstärkte Festungsstädte (Pamplona, Bayonne und Saint-Jean-Pied-de-Port) und die vielfältigen, seit dem XIV Jahrhundert beiderseits der Grenze errichteten Befestigungsanlagen, bieten interessierten Besuchern Raum für entsprechende Exkursionen.
Quellen:
Valverde, Antton A.: Euskal Herriko Forteak (Forts im Baskenland), Edit. Txalaparta 2015.
Marquina, Ester Elizalde: Pamplona plaza fuerte 1808 - 1973, Ayuntamiento de Pamplona.
Ayuntamiento de Pamplona: Fortified Heritage: Management and Sustainable Development.
Diverse Internetbeiträge zum Thema.
Google Earth: Hervorragende Ansichten von Festungsanlagen im 3D-Modus.