Reiseberichte
Natürlich ist die Stadtbefestigung mit ihren gewaltigen Wällen, Türmen und Toren einen ganzen Tag Besichtigung wert und wer schlank genug ist und Dreck nicht scheut, kann gerne in das zum Teil offene Minensystem eindringen. Auch die schon 1992 in der Fortifikation 6 von Herbert Jäger ausführlich beschriebene erste nachweisbare Kaponniere der Festungsbaugeschichte macht als Besichtigungsobjekt eine guten Eindruck. Mehr gibt es aber nicht zu finden, wenn man mal das äußerlich gut anzusehende, im Inneren nur leider stark zerstörte Hafenkastell außer Acht lässt. Seit der Eroberung durch die Türken 1522 ist auf Rhodos nichts mehr befestigt worden und die vielen hundert Marmorkugeln der Belagerung liegen nach wie vor ungenutzt überall herum.
Zwar haben die Ritter rund um die Insel eine Reihe Burgen auf steilen Klippen hinterlassen, die zum Teil sogar mit dem Auto gut zu erreichen sind, aber die bestehen alle nur noch aus Resten der Schildmauern und vielleicht eines oder zweier Türme. Mehr ist nicht, innen drin sind sie alle so etwas wie Schutthügel.
Mit einem Leihwagen sind wir auf der nur 70 km langen Insel in zehn Tagen fast 1.000 km gefahren und haben dabei neben hunderten kleiner und kleinster Kirchen und Kapellen nur äußerst mickrige Betonreste oder mit Scharten versehene Felskavernen entdeckt. Entgegen den Angaben der Einheimischen oder des Internets sind die aber alle ausnahmslos griechischen Ursprungs. Die deutsche Besatzung bis 1945 hat nur Reste des Flughafens ganz im Süden hinterlassen aber keinerlei irgendwie geartete Befestigungen.
Es gibt in dem sehr unübersichtlichen Gelände wohl eine Reihe MG-Stände wie den hier gezeigten und zusätzlich an den langen Stränden auch die eine oder andere „Garage“ für ein kleines Geschütz, aber sonst ist nicht viel zu sehen. Eine Ausnahme machen vielleicht zwei einfach auf dem Boden liegende Panzertürme im unwegsamen Gelände der Steilküste südlich der Stadt Rhodos. Sie dürften aber allenfalls Übungsgeräte für die Fußtruppe gewesen sein, denn es gibt keinerlei Unterbau oder gar wie im italienischen neuen Vallo Alpino ausgebaute Kampfstände darunter.
Fotos im Internet zeigen einige Panzerwracks auf dem ganz im Süden liegenden Truppenübungsplatz. Der war uns aber versperrt, weil unmittelbar neben der dort hindurchführenden Straße eine größere Schießübung stattfand. Man sah im hügligen Gelände die Einschläge auch mittlerer Kaliber spritzen und wir verzichteten auf nähere Besichtigungen.
So bleibt dem einschlägig interessierten Besucher nur der Besuch vieler weiter Badestrände und der vollständig in die Hände des Tourismusbüros gefallenen Altstadt. Auch das ist durchaus eine Reise wert, aber eben kein lohnendes Ziel für unser Hobby. Man darf also getrost auch auf andere Inseln fliegen.
Florian Brouwers
2016