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Studienreise nach Polen, 18
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BÜCHER FÜR ALLE FESTUNGSFORSCHER, 26
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– Guidebook of Gallipoli Historic Site
– Gallipoli – then and now
– Flakturm–Archäologie
– 350 Jahre Zitadelle Petersberg
– Karo architektura Lietuvos miestuose ir miesteliuose
– Die Festung Rüsselsheim
– The Proceedings of the 1st International Conference on Forrtifications and World Heritage
– Von der mittelalterlichen Stadtmauer zur neuzeitlichen Festung Wiens
– Mythos Germania – Vision und Verbrechen und: Geschichtsspeicher Fichtebunker
Mit der unterirdischen Bahn in den Bunker? – Der Kölner „Atombunker“ als Mahnma, 32
Munaiz-Argüelles-Kanonen auf Menorca
Text und Bilder: Heinz Schramm
Im Laufe weiterer Nachforschungen wurde deutlich, dass einige dieser Stücke während der Aktivzeit - von 1904 bis 1965 - auf diversen, über die gesamte Insel verteilten, Batterie-Standorten zum Einsatz kamen.
Die vier Kanonen der Batterie im südlichen Teil von La Mola wurden 1904 probegeschossen und waren gegen Ende des Jahres einsatzbereit. Zu Beginn des Bürgerkrieges, in dem das Militär Menorcas der gewählten republikanischen Regierung bis zum Schluß die Treue hielt, wurden zwei Kanonen der Bat. in bereits vorhandenen Bettungen auf dem Militärgelände von La Mola de Fornells aufgestellt. (Die direkt am Rande der Klippen auf der Halbinsel östlich des Ortes Fornells erstellten Betonplattformen, die verfallenen Gebäude und die Zisterne sind mit Google Earth gut zu erkennen). Nach dem letzten Übungsschießen Ende der fünfziger Jahre und einigen Jahren „in Reserve“ entfernte man alle empfindlichen Ausrüstungsteile.
Die Arbeiten zur Errichtung eines Batterieblocks neben den Ruinen des Castillo de San Felipe begannen 1904. Vier der sechs Bettungen nördlich der Kaserne wurden 1905 mit M.A. Kanonen bestückt. Die in den zwei Emplacements an den Enden des Blocks geplante Aufstellung leichterer Geschütze kam nicht zur Ausführung. Wegen der günstigeren Bestreichungswinkel verlegte man die Kanonen im Januar 1936 auf die etwa 150 m weiter südlich gelegene Position der Bat. San Carlos, deren 24 cm/34 Ordonez Geschütze M.1891 seit 1934 wegen an-fallender Reparaturen demontiert waren. Doch schon 1937 wurde eine erneute Umgruppierung vorgenommen. Jeweils zwei M.A.Kanonen gingen an die Positionen von Bajoli und Son Olivaret an der Westküste Menorcas, in denen etwa zeitgleich 24cm Haubitzen des Typs Ordonez M.1891 aus dem Bestand der Fortaleza La Mola aufgestellt wurden. (Die Bettungen, Leitstände und anderweitige Gebäude der beiden Standorte, nördlich der Pferderennbahn von Ciutadella und an der Landstraße Me-24, oberhalb von Cala n Bosch, sind mit G.E. ebenfalls in bester Auflösung auszumachen).
Als die Haubitzen 1947 entfernt wurden, bestückte das Militär Son Olivaret mit jetzt zur Verfügung stehenden Vickers Geschützen Kal. 15,24 cm. Die überzähligen M.A. Kanonen wurden nach Bajoli verlegt. Somit waren dann alle vier Exemplare der Bateria del Principe in den Bettungen von Bajoli in Stellung. Die dort „in Reserve“ gehaltenen Stücke gelangten nach Jahren auch wieder zurück auf das Militärareal von San Felipe.
Gleich nachdem das Hotel mit dem herrlichen Ausblick auf die Hafeneinfahrt und La Mola bezogen war, galt die erste Erkundung in Sachen M. A. Kanonen auf Menorca dem Museo Militar in Es Castell. Das nur fünf Minuten von dem von uns gewählten Hotel entfernte ehemalige Kasernengebäude, in dem das Museum untergebracht ist, erstrahlt neuerdings in kräftigem rot mit weißen Umrandungen. Die vor Jahren noch vor der Front des Museums platzierten Geschütze sind bei der Neugestaltung des von diversen Kasernen und dem Rathaus gesäumten ehemaligen Exerzierplatzes entfernt worden. Wohin sie gebracht wurden, erhoffte ich im Museum zu erfahren.
Wer mit den didaktischen Ansätzen moderner Militärmuseen so seine Probleme hat, der ist hier im Museo Militar gut aufgehoben.
Um wie geplant alle acht Kanonen mit der Kamera zu dokumentieren, musste ich also den weitläufigen Anlagen auf der felsigen Halbinsel nach zehn Jahren einen erneuten Besuch abstatten.
Weil wegen der klaren Zielvorgabe nur ein „kurzer Rundgang“ geplant war, wurde ich an diesem Nachmittag von meiner Frau begleitet. Das dieser Rundgang erst nach fast drei Stunden, kurz vor Sonnenuntergang endete, war vorher wirklich nicht abzusehen. Schnell wurde deutlich, dass seit meinem ersten Besuch 2006 der Museumsbetrieb an Professionalität gewonnen hat. Neue Anlaufpunkte im Bereich des Hornwerks, zusätzliche Aussichtsplattformen und die Möglichkeit, das neuerdings mit Notrufsäulen bestückte Wegenetz jetzt auch mit geländegängigen Elektrofahrzeugen befahren zu können, sind positiv zu bewerten.
Das absolute „Highlight“ meiner Frau aber war der fernab jeglicher Bebauung, inmitten der alles bedeckenden Macchia aufgestellte Getränkeautomat, dessen Kühlaggregat deutlich hörbar vor sich hin surrte. Das nach Einwurf einiger Münzen ausgeworfene Mineralwasser war einfach nur köstlich.
Neben den positiven Aspekten ist aber auch von negativen Entwicklungen zu berichten:
Die Dächer der alten Kasernen und das Dach des Gefängnisses, die vor Jahren schon stark beschädigt waren, sind mittlerweise fast gänzlich eingestürzt. Diese Gebäudekomplexe sind scheinbar dem Verfall preisgegeben. Angesichts der gewaltigen Ausmaße dieser Bauten und den Kosten die bei deren Erhaltung anfallen würden, scheint diese Vorgehensweise alternativlos zu sein. Wirklich enttäuschend ist allerdings der Zustand der Vickers Batterien. Während man dem „Prunkstück“, der bei Führungen zu-gänglichen 38,1cm Kanone, das notwendige Maß an Pflege und Instandhaltung zukommen lässt, befinden sich die restlichen drei Geschütze - wie J. Heinig in seinem Reisebericht treffend formuliert - im morbiden Zustand verlassener Militäranlagen. Außer einem gelegentlichen Anstrich, bei dem die Farbpalette des Tarnschemas anscheinend von den günstigsten Angeboten der örtlichen Baumärkte bestimmt wird, sind keinerlei weitere Erhaltungsmaßnahmen erkennbar. Zur nächsten Enttäuschung geriet dann die Nachsuche bei den 15 cm Bettungen am Cap Espero; von der erhofften M.A. Kanone keine Spur. Da waren die Damen vom Museo Militar wohl nicht richtig in-formiert.
Weil der Landzipfel zwischen der Hafeneinfahrt und der Cala de Sant Esteve auf dem sich die Ruinen des Forts San Felipe befinden immer noch militärisch genutzt wird, ist der Zutritt nur im Rahmen der vom Museo Militar angebotenen Führungen durch die erhaltenen unterirdischen Anlagen des Forts möglich. Also fand ich mich an einem Sonntag um zehn Uhr, zusammen mit einem Dutzend interessierter Touristen, an der Wache des eingezäunten Geländes ein. Gleich bei der Anfahrt zu dem neben der alten Kaserne gelegenen Parkplatz, der uns von der pünktlich eingetroffenen Begleiterin zugewiesen wurde, war die erste, der erhofften sieben M.A.Kanonen auszumachen. Bis sich alle Touristen eingefunden hatten konnte ich das auf einem Feldsteinpodest gut zugänglich platzierte Stück fotografieren und mich mit Konstruktion und Aufbau der Kanone vertraut machen.
Als die Gruppe in der Nähe der Ruinen des Zentralwerks wieder ins Tageslicht trat, ragte oberhalb auf einem Erdhügel, dort wo sich vor langer Zeit die westliche Bastion befunden haben mag, das Rohr einer weiteren M. A. Kanone auf; ein beliebtes Fotomotiv auch für die anderen Teilnehmer der Führung. Allein die Aussichten auf die Hafeneinfahrt und die gegenüberliegenden Anlagen von La Mola, die der Aussichtspunkt neben der Kanone bot, rechtfertigten die Teilnahme an der Führung.
Der Batterieblock ist ähnlich aufgebaut wie die der älteren Artilleriestellungen auf La Mola. An der Nord- und Südseite führen abgewinkelte Zufahrten in den - einige Meter tief in das Erdreich geschnittenen - aus-gemauerten Verbindungsgraben. Weil Buschwerk und Dornengestrüpp dort scheinbar ideale Wachstumsbedingungen vorfinden ist ein Vorankommen im Graben äußerst beschwerlich.
Die meisten der von diesem Graben aus zugänglichen unterirdischen Magazine befinden sich, an den Eingängen ersichtlich, rechterhand in Richtung Küste. Die sorgfältige Bearbeitung des dabei verwendeten hellen Sandsteines wird besonders an den Rundbogen-Einfassungen der Eingänge und Fenster im Bereich der Kanonenhöfe deutlich. Leider ist eine Erkundung der Räume unterhalb der Kanonenpositionen angesichts des knappen Zeitfensters nicht möglich. Der Abzweig zur ersten Bettung ist uninteressant; hier war niemals ein Geschütz aufgestellt - also weiter. Im nächsten Kanonenhof sind die Emplacements auch nicht bestückt.
Keine 100 Meter westlich der zu Anfang beschriebenen Kanone neben der alten Kaserne, ist das grün gestrichene Geschütz, auf grünem Untergrund zwischen Büschen aufgestellt, auch leicht zu übersehen. Zählt man die Kanone von La Mola zu den sieben von San Felipe wird aus der anfänglichen Vermutung die Gewissheit, dass tatsächlich alle acht ab 1904 aufgestellten Munaiz-Argüelles Kanonen, nach mehr als einhundert geschichtsträchtigen Jahren, noch immer auf Menorca zu finden sind.
Ich hoffe, in diesem Reisebericht wird deutlich, dass Menorca - selbst bei wiederholtem Aufenthalt - noch neue, bislang wenig bekannte Ziele für Festungsfreunde bietet. Von den während des Bürgerkrieges gebauten Infanterie Galerien und MG Kavernen, die an vielen Buchten zu finden sind [3], bis zu den in diesem Bericht beschriebenen, mittlerweile vom Militär geräumten Artillerie Stellungen; das Angebot ist vielfältig.
Wer die Verbotsschilder, die vom Betreten des Batteriegeländes von Son Olivaret abhalten sollen, ignoriert, wird in den Bettungen hinter den Bruchsteinmauern immer noch zwei verwitterte 15,24 cm Vickers Geschütze vorfinden (Stand: 2016). All jene, die derartige Aktionen als zu gewagt ablehnen, können stattdessen auf La Mola ein Elektrofahrzeug mieten und das riesige Areal mit den historischen Anlagen ganz entspannt erkunden.
Quellen:
[1] Jäger, H: Die Geschütze des M. H. Militar von Palma de Mallorca. Fortification Ausg.12
[2] Gomez-Vizcaino y Castello, J.L: Menorca, adios a los canones. Ciutadela 2003
[3] Fornals Villalonga F: Menorca: Defensas militares republicanas durante la Guerra Civil - 1936-1939 Consorcio del Museo Militar de Men. 2015