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Reiseberichte

Am Wall Nr. 100 - zwei Mann und vier Propeller - Präsidiumsreise 2017

Am Wall Nr. 100 - zwei Mann und vier Propeller - Präsidiumsreise 2017

Text: F. Brouwers, Bilder: O. Zauzig und F. Brouwers

Ziele der diesjährigen „Präsidiumsreise“ waren die Höhen des Brennerpasses und einige Seitentäler des Pustertales, zum Teil ebenfalls mit Passübergängen nach Österreich. Dabei standen zwei Absichten im Vordergrund: Zum Einen sollten mehrere Lücken im bisherigen Besuchsprogramm der Vallo-Alpino-Befestigungen geschlossen und dabei, zweitens, die Tauglichkeit einer „Drohne“ für Aufnahmen im Gebirge ermittelt werden. Zusätzlich war ein Tag für den Besuch der Passsperre am Brenner auf Österreichischer Seite vorgesehen.

Die Sache begann gleich damit, dass am Brenner sowohl vor als auch hinter dem Grenzkamm derart gemeines Wetter herrschte, dass die beiden Protagonisten gar nicht erst anhielten, sondern gleich nach Süden und dann bis Toblach fuhren. So schnell konnte der Regen nicht reagieren und es fand sich auch ein sehr brauchbarer Stellplatz für das Auto mit Dachzelt an einem ordentlichen Bach mit gepflegtem Toilettenhäuschen. Das ständige Sausen einer Turbine im Sichtschutz gewährenden Kleinkraftwerk nahmen wir gerne in Kauf und blieben dort dann für vier Nächte als Dauergäste unter den wohlmeinenden Augen des gelegentlich auftauchenden Bedienungspersonals. Den Tag beschloss der Besuch zweier Kleinstwerke des Vallo der Sperre Landro Nord, beide offen und für die ersten Fingerübungen gut geeignet.

Früh begann der zweite Tag mit blauem Himmel und dem Besuch zweier Bunker der Sperre Landro Süd. Unübersehbar thronen die Betonklötze am Hang neben der Straße und dort fand die erste Erprobung des Fluggerätes statt. Problemlos stieg das kleine Ding auf, umkreiste artig die beiden Bauwerke und lieferte erstklassige Bilder der grauen Riesen.

Sperre Landro Süd, opera 2 (Luftbild: O. Zauzig)

Der Nachmittag sah uns einige Zeit später und nach dem Besuch einer kleinen Alpini-Kaserne bei den Sperrwerken am Toblacher See. In relativer Nähe zum Seeufer liegen zwei größere Einzelwerke, die opere 1 und 4. Beide waren in den 1950er Jahren reaktiviert worden und zeigen deshalb auf den Werksoberflächen die typischen Lüftungspanzer dieser Zeit. Werk 1 ist verschlossen, bietet aber mit seiner skurrilen Tarnung einen lohnenden Besuch. Der unvorbereitete Wanderer sieht zunächst ja nur eine aufklaffende Felsspalte und bemerkt erst nach genauem Hinsehen, dass er vor einer vollständig künstlichen und mit einer Panzertür verschlossenen Wand steht. Werk 4 ist offen und lädt zum ersten längeren Rundgang ein. Dabei übersieht man leicht den Leiteraufstieg zur kaponnierenartigen Eingangsverteidigung, der gleich hinter der Eingangspanzertür nach oben führt. Weil unmittelbar dabei auch die Treppe nach unten in das Werk führt, ist eine gewisse Vorsicht geboten. Diese Eingangskonstruktion ist auch deshalb ungewöhnlich, weil der turmartige Aufbau der MG-Stände zur Bestreichung des Zugangs in die anderen Himmelsrichtungen weist und so nicht mehr als reine Eingangsverteidigung angesprochen werden kann. Wie üblich ist der Aufbau wegen seiner perfekten Felstarnung schon aus geringer Entfernung kaum noch als solcher zu erkennen.

Eingangsbereich opera 1 (Fotos: F. Brouwers) Werkseingang zu opera 4. Der MG-Turm über dem Zugangsgraben ist als Rundumverteidi-gung ausgebildet und bestreicht mit seinen vier Scharten das gesamte umliegende Gelände.Die perfekt erhaltene Schalttafel von opera 4, selbst die Glühbirnen in den Signallampen sind noch vorhanden.

Der Rest des Tages galt danach einem Besuch des hoch am Hang liegenden Werkes opera 1 bis. Diese Anlage besteht aus zwei Blöcken, die näherungsweise mit dem Fernglas und auf Vergrößerungen diverser Fotos auszumachen sind. Man macht sich also wohlgemut auf den sehr steilen Weg, wobei „Weg“ der falsche Ausdruck ist denn es gibt keinen. Nach relativ übler Kletterei auf dem rutschig nassen Hang mit seinen losen Steinen, umgestürzten Bäumen und den gewünschten Dienst versagenden vertrockneten Festhaltepunkten kriecht man mehr als man geht auf zwei Scharten in gewohnter Bauweise zu. Selbst das einfache Stehenbleiben ist auf diesem Gelände nicht immer ganz leicht. Nach kurzer Freude über das erreichte Gemäuer taucht die Frage auf, ob man hier vor dem linken oder dem rechten Block des Werkes steht. Das ist schwer zu beantworten, wenn keine ordentliche Karte oder ein entsprechender Grundriss verfügbar ist.

zwei MG-Scharten des Werkes 1 bis, die Steilheit des Abhangs ist nur zu erahnen (Foto: F. Brouwers)

Man kriecht also mehr als man geht nach - links. Irgendwo zwischen den beiden vermuteten Blöcken soll auch eine Beobachtungsglocke ganz unmotiviert aus der Erde gucken. So gibt es zwei Anhaltspunkte: Diese Glocke als erster und irgendein Betonblock als zweiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist zweierlei passiert. Erstens haben wir weder die Glocke noch sonst irgendwas außer dem schon bekannten Werkseingang gefunden und zweites hat es zuerst lästig, dann heftig angefangen zu regnen. Da bleibt nicht viel mehr, als die vielen hinaufgemühten Meter wieder hinunterzurutschen und sich, tropfnass aber un-zufrieden, im endlich erreichten Auto dem Trunk zu ergeben. Im rosigen Licht einiger Gläser Wein erschien der Tag mit seinem erfolgreichen Drohnenflug trotzdem nicht so ganz schlecht. Das leise Sausen der Turbine im gleich benachbarten Gebäude beförderte den Drang, relativ früh das Tagesgeschäft zu beenden.

Tag drei stand im Zeichen des „jetzt oder nie“, denn natürlich schmerzte die Schlappe von gestern. Also ging es wieder hinauf, in forciertem Tempo sogar, und heute gab es kein Zweifeln mehr. Der gesuchte zweite Block von opera 1 bis musste ja nun rechts vom anderen Block gesucht werden. Diesmal verging aber keine gefühlte Ewigkeit, sondern vielleicht eine Viertelstunde Kampf mit Gestrüpp und Schräglage bis Klarheit herrschte. Mitten im Gewirr von Sträuchern und Baumresten stand eine Tafel, verrostet zwar und unleserlich, aber doch nur zu gut bekannt. Es war eines dieser Hinweisschilder aus der Bauzeit des vallo alpino, das so ziemlich alles verbot, was man hier machen konnte, insbesondere natürlich das Zeichnen, Fotografieren, Notieren usw. Wir standen am Rande des fraglichen Bereiches und nicht mitten drin. Also wieder falsch gekrochen, ab zurück und erneut nach links! Am schon bekannten MG-Block sahen wir jetzt etwas genauer hin und fanden auch prompt die im Gelände vermutete Beobachtungsglocke direkt auf der Werksdecke. Das war ja schon mal ein Erfolg. Heute hielten wir uns bei der folgenden Kletterpartie jetzt etwas weiter oben und das führte schließlich zum gewünschten Ergebnis. Da lag er, der auffallende kleine Betonklotz unter seiner Felstarnung, eigenartig nur, dass keine Scharten zu sehen waren. Die Aufklärung kam umgehend: Es war nur der Notausgang, einen zweiten Kampfblock gibt es gar nicht. Die niedrige Stahltür ist offen, aber nur wenig, der Präsident passt hindurch, der Geschäftsführer nicht, vermutlich, weil er mehr Haare auf dem Kopf hat. Also kriecht der eine durch den kaum einen Meter hohen Gang und verschwindet in einer senkrechten Röhre mit Steigleiter während der andere draußen wartet. Eine Weile raschelt es noch aus den Eingeweiden der Anlage, dann ist es still. Und langweilig. Also kratzt der Wartende mit einer Klamotte so lange im Hang herum, bis diese blöde Tür weit genug aufgeht, dass auch er hindurch passt. Genau im Moment des Abstiegs tritt dann der Präsident ganz überraschend von außen an die Luke, er war nach der Besichtigung aus dem Schacht für die Lichtsprechanlage wieder ins Freie gekrochen und wunderte sich natürlich, wo denn sein Begleiter war. Wieder vereint und gänzlich zufrieden mit der Überlistung von 1 bis begann das Duo jetzt den Abstieg, um nach einer Mittagspause das Tagesprogramm fortzusetzen.

Block mit Notausgang an opera 1 bis (Foto: F. Brouwers) gepanzerte Halterung für ein optisches Beobachtunggerät (Foto: O. Zauzig)

Jedes Tal hat zwei Seiten und auch am Toblacher See ist das nicht anders. Da verwundert es kaum, dass auch die „andere Seite“ befestigt worden ist. Man sieht von unten sehr schön ein großes Felsding mit Scharten am Hang liegen, leider wieder etwas zu hoch für untrainierte Besucher. Opera 3 heißt die Sache und man braucht eine Weile, bis die untere der drei vorhandenen Scharten erreicht ist. Der Weg hinauf ähnelt dem vom Vormittag insofern, als er nicht vorhanden ist und vor dem Steilhang der letzten oberen Scharte musste der Geschäftsführer passen, während der Präsident wohl mehr geflogen als gekrochen zu sein scheint. Wie schon gegenüber findet sich aber auch hier ein kleiner Betonklotz mit seitlicher Tür und dort traf man sich wieder. Jetzt zogen aber gleich beide ein und wenn der Weg durch das Werk auch lang und schmutzig war, so war er doch auch informativ und interessant. Selbst das Panzerteil für den optischen Einsatz in der hoch gelegenen Beobachterscharte ist noch vorhanden. Der Rückweg durch ein „Gelegenheitsbachbett“ war diesmal einfach, noch regnete es ja nur ein wenig. Das änderte sich aber schnell und schon wieder wurde man ziemlich nass.

Das sehr große Werk 2 beiderseits der Straße am Toblacher See ist leider verschlossen, die zunächst offene äußere Panzertür führt nur in einen kurzen Gang und dort stößt man auf eine feste, moderne und unüberwindliche Blechtüre. Das ist besonders deshalb bedauerlich, weil dieses Werk sich in zwei Teilen ober- und unterhalb der Straße befindet und von ganz kolossalen Ausmaßen sein dürfte. Auch diese Anlage ist in den 1950er Jahren modernisiert worden und soll als besonders typisches Bauwerk seiner Zeit erhalten bleiben und, vielleicht später einmal, museal zu nutzen sein. So muss man sich ein paar Fotos des äußeren Erscheinungsbildes beschränken.

oberer Block der opera 2 Toblacher See (Foto: O. Zauzig)

Weil der Tag noch nicht vorüber und mehr als genug Ziele vorhanden waren, galt der nächste Besuch der Sperre Prags. Das Werk 3 konnte schnell gefunden werden, es ist ein eindrucksvoller Klotz, der halb aus dem Hang einer vorspringenden Hügelnase herausragt. Das Innere steht zum Teil im Untergeschoss voll Wasser, das tut dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch.

Sperre Prags - opera 3 Schartenfront mit eigenartiger Wulstabdeckung (Foto: O. Zauzig)

Sowas besorgten eher die ununterbrochen und mit viel donnerndem Getöse herumfliegenden Hubschrauber. Ursache dieses Radaus ist eine Fernsehserie, die mit dem heldenhaften wenn auch deutlich gealterten Terence Hill als Held in dieser Gegend spielt. Weil er bei seinen Einsätzen auch einmal hier im Hubschrauber unterwegs war, müssen jetzt alle Deppen der Welt diesen Flug nachempfinden, sehr zum Leidwesen der geplagten Bewohner dieser schönen, ruhigen Landschaft.

Das nächste Ziel in dieser jetzt umtosten Gegend war opera 5, die „irgendwo oben“ am Hang liegen sollte, so jedenfalls zeigt es die Lagekarte der Sperre im Standardwerk von Bernasconi/Muran für diese Gegend. Nachdem aber alle Abhänge und Abgründe bis hoch hinauf akribisch durchsucht worden waren und sich nicht die geringste Spur von Bauwerken der einschlägigen Art finden ließen, brachen wir die Suche für heute deutlich ermattet ab und wandten uns lieber opera 1 zu.

Deren Existenz war sicher und sie konnte auch einfach gefunden und erreicht werden. Sie hatte die Aufgabe, eine früher existierende Panzermauer im Tal von oben herab zu flankieren. Lieder ist die Mauer inzwischen gänzlich verschwunden und nur die vier Scharten des Werkes sehen noch nach Bewachung aus.

Schartenfront von opera 1 (Foto: F. Brouwers) getarnter Werkseingang zu opera 1 (Foto: F. Brouwers)Wasserreservoir im modernisierten opera 1 (Foto: F. Brouwers)

Auf dem Rückweg zu unserem Stammplatz entdeckten wir noch ein sehr ausgedehntes Militärgelände mit interessantem Wachturm und einigen Lagerhäusern, das behielten wir uns aber für den kommenden Tag vor, der uns wieder in diese Gegend führen sollte und schon früh am nächsten Morgen auch führte.

Das zunächst angesteuerte Werk 4 ist anscheinend in landwirtschaftlicher Nutzung als Abstellplatz oder so, war aber wegen fehlender Eingangstür zu begehen. Es enthält keine Sensationen, ist voller Schlamm und Wasser und darf also bei künftigen Exkursionen getrost übergangen werden. Ähnlich ist es mit den Werken 5 und 6, die beide lediglich im Rohzustand als ausgebrochene Hohlräume im Felsen existieren. Immerhin sehenswert ist hier, welche riesigen Kavernen ausgesprengt werden mussten, um zum Schluss nicht mehr als einen schmalen betonierten Verbindungsgang oder eine Treppe aufzunehmen.

getarnter Werkseingang zu opera 1 (Foto: F. Brouwers) Innenansicht des glei-chen Stollens mit INTER-FEST-Führungspersonal als Größenvergleich  Foto: F. Brouwers

Das Werk 2 diente einst als unterer Verteidigungsbunker für das nicht mehr vorhandene Panzerhindernis. Es ist fest verschlossen und bietet auch von außen keine besonderen Merkmale, so dass man sich umgehend dem gestern bemerkten Militärgelände widmen kann. Es liegt, neugierigen Blicken von den flankierenden Straßen im Tal her gut verborgen, in einer Mulde und ist doppelt umzäunt „á la Italiana“, was heißt, dass gleich neben fest verschlossenen Toren einige Teile des Zaunes fehlen.

Das Gelände wird heute als Geländefahrzeug-Übungsplatz genutzt, worauf einige die jeweiligen Schikanen beschreibende Schilder hinweisen. Die ehemaligen Munitionsschuppen sind durchweg gut erhalten, der wie ein Storch im Grünen stehende Wachturm ebenfalls. Leider ist zu vermuten, dass alle Gebäude wegen fehlender Nutzung bald im wuchernden Grün untergehen und danach in sich zusammenfallen werden.

zwei von mehreren Munitionsschuppen (Foto: F. Brouwers)

Der Rest des Tages diente dazu, das Programm für die kommenden 24 Stunden zu überarbeiten. Dazu wurde ein längerer Fußmarsch auf die Costapiana (Bodeneck) absolviert, an dessen Ende der Geschäftsführer feststellte, dass ihm für die morgige erneute Überwindung dieser und weiterer mehrerer hundert Höhenmeter wohl die Kondition fehlen werde. Weil „dort oben“ auch außer Kasernenbauten keine weiteren Wunder zu erwarten waren, wurde dieser Ausflug gestrichen. Der Präsident besuchte aber doch noch einen über der Straße liegenden Bunker, der ihm als „Lückenschließer“ am Herzen lag.

MG-Bunker am Fuß des „vollgelaufenen“ Staudamms (Foto: F. Brouwers)

Der Rückweg zum Stammplatz führte aber doch noch an zwei niedlichen Kleinstwerken vorbei, die offenbar einst zum Schutze eines Staudamms errichtet worden waren, dessen Stausee aber mittlerweile völlig verlandet und kaum noch als solcher zu erkennen ist.

Es mangelt in dieser Gegend aber nicht an Pässen und Sehenswürdigkeiten, weshalb der letzte Tag im Pustertal zunächst den Grenzkasernen auf dem Staller Sattel galt. Der Weg hinauf ist diesmal eine Passstraße, die jeweils im Wechsel nach oben/nach unten für 15 Minuten je Stunde befahren werden darf. Oben angekommen war man fast alleine und die insgesamt sieben Kasernengebäude sind auch nicht schwer zu finden. Mal größer, mal kleiner drücken sie sich in die Hänge, mit einer Ausnahme sind alle verschlossen und ein Besuch des Ensembles kann durchaus empfohlen werden.

die einzige doppelstöckige Kaserne der Staller-Gruppe (Foto: O. Zauzig)

Die auf dem Rückweg besuchten beiden Kleinstwerke der Sperre Antholzer See lohnen keinen Stopp. Das eine liegt mittlerweile halb unter Straßenbauschutt vergraben und das andere steckt inmitten eines Damhirschgeheges auf privatem Grund in der Erde. In der gesamten näheren Umgebung ist zudem das Parken eines Autos unmöglich gemacht worden, da fällt es nicht schwer, grußlos zu sehr viel lohnenderen Sperren weiterzufahren. Eine solche ist die Sperre Antholz unmittelbar im und um den gleichnamigen Ort gelegen.

Die Werke 1 bis 5 sind alle noch vollständig erhalten und auch der Panzergraben kann in nahezu ganzer Länge begangen werden. So unzerstörte Ensembles sind mittlerweile selten geworden.

Opera 1 liegt unmittelbar neben einer schmalen Straße und war deshalb das erste Ziel. Leider ist das Werk verschlossen, was dem Eindruck der großen Schartenfront aber keinen Abbruch tut. Der Werkseingang liegt in einem schmalen Zugangsschacht an der Rückseite und ist mit allerlei Gerät zugeworfen.

Wenn man von hier den Panzergraben aufwärts geht, trifft man nach 200 m auf die Front von opera 2. Mit den insgesamt drei scheunentorgroßen Schartenverkleidungen, einer Photofonico-Scharte und der Beobachtungsglocke auf der Werksdecke ist der Bunker das größte Bauwerk der Gruppe. Der Zugang auf seiner Rückseite wurde allerdings übererdet und so bleibt dem Besucher nur die Front über dem oberen Ende des Panzergrabens zur Betrachtung. Auch die ist aber in Verbindung mit dem Graben eine eindrucksvolle Sache, zumal kurz unter der Vorderseite eine Art Weiche dem Panzergraben einen Bachlauf zuführt, durch den heftig Wasser rauscht. Insgesamt gehört dieses Ensemble wohl zu den sehenswertesten der Gegend.

Da war es dann auch selbstverständlich, dass hier ein weiterer intensiver Drohnenflug angesetzt wurde. Die Bunker 1 und 2 konnten bei ruhigem und leicht sonnigem Wetter mehrmals beflogen und aus verschiedenen Höhen gefilmt werden. Die mitunter vorbeifahrenden Einheimischen sahen das mit einigem Staunen.

Sperre Antholz - opera 1 (Foto: O. Zauzig) Sperre Antholz - opera 2 mit dem hier noch trockenen oberen Ende des Panzergrabens (Luftbild: O. Zauzig)Sperre Antholz - Zusammenführung des nassen mit dem trockenen Panzergraben (Foto: F. Brouwers)

Ein etwas beschwerlicher Anstieg zum Werk 3 folgte. Man kann auch mit dem Auto hinauffahren. Opera 3 liegt hinter einer Abstellfläche für landwirtschaftliches Gerät und ist dadurch nicht leicht zu entdecken. Vom Tal aus ist wegen des dichten Bewuchses nichts zu sehen. Dieser Bewuchs macht auch das Auffinden des Eingangs etwas ungemütlich und das ist wohl der Grund, weshalb im Inneren des Blocks nahezu alles erhalten ist, was in der Zeit der Nachnutzung diverser Vallo-Werke so eingebaut wurde. Noch selten haben wir ein derart gut erhaltenes Innenleben gefunden, das bis auf den Motor zur Stromerzeugung (und die Bewaffnung) so ziemlich komplett ist. Alles befindet sich in bestem Zustand und funktioniert bis heute in der gewünschten Weise. So ist es leicht, den Block mit brüllendem Lärm der Luftansaugung zu füllen und auch der Klappenschrank des Telefons mit seinen vielen Steckverbindungen kann ausprobiert werden. Natürlich sind auch sämtliche Kabelverbindungen und alle Türen vorhanden. Man könnte sich kaputtfotografieren ...

Hauptkaserne mit Wasserbehältern Fotos: F. Brouwers Motorraum mit Schalttafel Telefonzentrale

Die Werke 4 und 5 zeigen außer ihrer ungewöhnlichen Größe keine weiteren besonderen Merkmale. Beide sind verschlossen und beide wurden offensichtlich ebenfalls während des Kalten Krieges reaktiviert. Das unterstreicht noch einmal die Wichtigkeit dieses Sperrensembles als Hauptwiderstandslinie hinter dem Staller Sattel.

Eingangsbauwerk von opera 4 mit Kaponniere (Foto: F. Brouwers) der ungewöhnlich große Baukörper von opera 5 - man sieht dem Bunker die Künstlichkeit kaum an. (Foto: F. Brouwers)

Letztes Ziel im Pustertal bzw. seinen Nebentälern war die Sperre Sares. Von den ursprünglich geplanten 19 Werken sind nur vier bis heute fertiggestellt worden, alle anderen wurden in mehr oder weniger weit fortgeschrittenem Zustand des Felsausbruchs liegen gelassen. In den Werken 10 und 11 finden sich heute Panzerteile, die erst nach 1950 konstruiert und erst im „Neuen Vallo-Alpino“ eingebaut wurden. Deshalb haben wir hier die erstaunliche Tatsache zu verzeichnen, dass selbst Kampfblöcke des alten Vallo-Alpino in den 1950er Jahren überhaupt erst gegossen und dabei mit modernen MG- und Artilleriepanzern versehen wurden. Diese Blöcke liegen heute etwas mickrig anzusehen in sehr viel größeren früheren Baugruben.

Opera 2 fällt durch die besondere Mauerwerkstarnung etwas aus dem Rahmen und ist in privater Nutzung. Das Innere entspricht den üblichen Raumaufteilungen und ist wegen völligen Fehlens irgendwelcher Einrichtungen auch nicht besonders sehenswert. Das gilt auch für das nahe gelegene Werk 1 im Ausbruchsstadium, das nur deswegen erwähnt wird, weil es für den Härtetest Felsdecke/Forscherkopf besonders geeignet zu sein scheint.

Opera 2 mit der ungewöhnlichen an Mauerwerk erinnernden Tarnung (Foto: F. Brouwers)

Sehr viel interessanter ist dagegen das Werk 4, ein riesiger, in zwei nebeneinander liegenden Baukörpern gestalteter Betonklotz. Hier befand sich während des Kalten Krieges die Befehlszentrale der gesamten Sperre. Die Werksdecke ist dicht bestückt mit Lüftern und rund um die beiden Frontseiten liegen die MG-Scharten hinter den bekannten Klappen.

rechts: eine von vielen - MG-Scharte im Werk 4 (Foto: F. Brouwers)

Die Bewaffnung bestand zusätzlich aus zwei Granatwerferständen, von denen zunächst aber nichts zu sehen ist. Erst von der Decke aus kann man zwei rechteckige Öffnungen erkennen, heute beide mit Gittern bzw. Blechen fest abgedeckt. Darunter öffnen sich jeweils Türen in das Innere. In diesen kleinen und nur nach oben offenen Höfen hätten im Einsatzfall die Werfer stehen sollen, ein sehr ähnliches Prinzip haben wir auch schon vor Zeiten im Werk 1 der Sperre Franzensfeste gesehen. Sehr schade, dass gerade dieses Werk so besonders unzugänglich ist, wir hätten diese eindrucksvolle Konstruktion gerne auch von innen gesehen.

Im dem Werk 4 gegenüberliegenden Hang findet man die beiden anderen fertiggestellten Werke 10 und 11. Beide beeindrucken je auf ihre Weise. Beim Werk 10 ist es die erfreuliche Tatsache, dass hier ein kleines Museum eingerichtet wurde, etwas spartanisch zwar noch, aber doch ein guter Anfang. Man kann sich durch endlose Hohlgänge führen lassen, sieht ein paar Panzerteile und erhält auf Tafeln Auskünfte zur Bewaffnung und Nutzung der einzelnen Räume. Ein kurzer Rundweg führt zum 2. Ausgang, an dem auch die Führung endet. Die auf dem Eingangsblock thronende Beobachtungkuppel ist leider noch nicht vom Bewuchs befreit, aber man kann ja nicht gleich alles erwarten.

Die Begehung des Werkes 11 lässt dagegen nur den Wunsch nach Innenbesichtigung offen. Auch hier findet man einen gewaltigen Betonblock in dichtem Gestrüpp, das Gelände ist durchzogen von bis zu 10 m tief ausgebrochen Spalten, die zu Eingängen und Granatwerfer-plätzen führen. haushohe Schartenfronten wechseln mit Felstar-nungen ab und als spezielle Zugabe ist die Bunkerdecke mit einer Vierschartenkuppel des alten vallo alpino be-stückt. Auch sie ist vermutlich erst später aufgesetzt worden, das tut dem Eindruck aber keinen Abbruch. Bei einiger Vorsicht kann man sich in dem schwierigen Gelände recht gut bewegen.

Werkseingang opera 10 mit originaler „porta garitta“ Vier-Scharten-Glocke des alten vallo alpino, opera 11 (Fotos: F. Brouwers)

Mit diesen beiden Anlagen war der vallo-alpino-Teil der Exkursion im Pustertal mit seinen Nebentälern beendet und die Fahrt ging zur Brenner-Passstraße. Vorgesehen waren dort Besuche der beiden modernen österreichischen kavernierten Sperrwerke beiderseits der Bahnlinie bzw. der Straße sowie die Besichtigung von zwei „Festen Anlagen“ (FAN) oberhalb des Brennertales. Außerdem sollte die Befahrbarkeit der Straße zur Sattel-Alm als Ausgangspunkt für den letzten Reisetag ermittelt werden.

Es ließ sich schnell feststellen, dass diese Straße für Fahrzeuge gesperrt war, wir würden also von Italien aus den Weg nach oben suchen müssen. Leichter war dagegen das Auffinden der beiden FAN. Über eine recht weite Strecke immer bergauf gelangte man an das fragliche kleine Waldstück und darin lassen sich die beiden Stützpunkte gut auffinden. Der eine in der Form einer Holzhütte beherbergte einst einen Panzerturm als ortsfeste Artillerie, hier sogar mit hervorragendem Blick tief nach unten auf die Passstraße. Das Rohr steckte einst in einer Plastikröhre als Tarnung, es gibt ein paar kleine Räume unter dem Turmring und einen fest verschlossenen Eingang. Die Sache ist ein paar Fotos wert aber in Kenntnis des Wurzen-Pass-Museums nicht weiter aufregend. Noch weniger aufregend ist die etwas entfernt liegende zweite „Feste Anlage“, auf deren Oberfläche nichts als Gras zu sehen ist. Ein gleichartiger Eingang wie schon vorher verbirgt etwas Unklares, drei Fotos und alles ist erledigt.

Tarnhütte für einen Panzerturm mit (wieder eingesteckter) Hülse zur Rohrtarnung (Foto: F. Brouwers)

So etwa das Gleiche kann man auch mit dem über der Bahnlinie installierten Kavernenwerk machen. Ein knapper Kilometer Schienenweg ist zu absolvieren, dann steht man vor der verschweißten Tür zum Treppenturm der Anlage. Von unten sind ein schwer gepanzerter Beobachte und zwei Pak-Scharten zu sehen, ein Hinaufkommen dürfte nicht möglich sein. Der rege Zugverkehr behindert ein ausgiebiges Herumtrödeln an dieser Stelle nachhaltig und so ist eben auch hier nach ein paar Bildern von schräg unten bald Schluss. Wer aufmerksam die andere Talseite mit ihren Steilabbrüchen anschaut, kann dort in den senkrechten Felswänden die Scharten des zweiten Kavernenwerkes sehen, sehr interessant, aber wie hinkommen? Erstmals besucht wurde die Anlage im August 2004 vom damaligen INTERFEST-Präsidenten Dr. Schneider und dem Geschäftsführer und so konnte der Einstieg in den Weg nach oben wiedergefunden werden. Er war, wie alles Natürliche, leider stark gealtert, was bedeutet, dass er in weiten Teilen nicht mehr existent war, sich eine Vielzahl gefallener Bäume darüber gelegt hatte und ganze Abschnitte mittlerweile abgerutscht waren. Erst nach einer argen Schinderei erreicht man heute den erstaunlich kleinen Eingangsblock, dessen Gittertür zwar fest verschlossen, aber schon vor langer Zeit aufgebrochen worden ist. Dahinter erstreckt sich eine sehr große Kavernenanlage, völlig intakt aber leer und nur die Schartenpanzer der vier Kampf- und zwei Beobachtungsstände sind unversehrt an Ort und Stelle. Man ist überrascht, hier ein so großes Werk zu finden. Angesichts des weiter zerfallenden Weges wird das in Zukunft (ohne größere Risiko) nicht mehr vielen Interessierten möglich sein.

das östliche Werk über der Brenner-Bahnlinie (Foto: F. Brouwers) Außenansicht des „Pak-Standes mit Beobachter“ im westlichen Werk (Foto: F. Brouwers)

Vor Tau und Tag um 5:00 Uhr morgens war der Wandertrupp zur Brennerperipherie schon unterwegs, genehmigungsfrei nach oben und immer weiter nach oben, die alte Kriegsstraße entlang. Das Wetter spielte seine besten Karten aus und trotz ziemlicher Anstrengung zeigten sich Wege und Bunker und alle militärischen Bauwerke von ihrer besten Seite. Selbst der Absturz des Geschäftsführer-lichen Fotoapparates eine steile Betontreppe hinunter hatte keine Folgen für dessen Aufnahmefähigkeiten. Schon um 12:00 Uhr war das Tagesziel, der Sattelberg mit seiner zweistöckigen Kaserne erreicht, doch leider war wegen heftiger Böen kaum ein Drohnenflug möglich. Dafür sahen wir die herumlungernden Kühe zu Hochleistungen auflaufen, eine sprang aus dem Stand über den Weidezaun, einige andere ebenfalls einfach mal so auf Hangmauern hinauf oder von ihnen herunter. Uns ließen sie zum Glück in Ruhe.

Das letzte Ziel war dann die geheimnisvolle Kaserne 38, nie gesehen, nie beschrieben, nur in der Literatur einmal genannt. In einem abenteuerlichen Geländeritt hat es der Präsident dann doch geschafft, diese allerletzte Lücke in seinem Wissen zu schließen. Schwitzend, zerkratzt und mit weichen Knien aber glücklich traf er nach einer Stunde wieder beim Treffpunkt an der Kaserne 37 ein.

Danach war nur noch Rückweg zum Auto angesagt, das auch richtig am alten Platz und ohne Strafzettel auf seine Passagiere wartete.

Der Tag ließ noch Zeit, bis hinter München zu fahren und dann war die Präsidiumsfahrt 2017 doch tatsächlich wieder zu Ende. Nachahmung sehr empfohlen!

das ist sie, die nie zuvor gesehene Hangkaserne 38 (Foto: O. Zauzig) Kaserne 37 „Brennerkofel“ (Luftbild - nur leicht abgehoben: - O. Zauzig)




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