Dass der Geschäftsführer den Präsidenten gelegentlich einpackt und im viel bewährten Campmobil nach Italien auf Entdeckungsreise mitnimmt, ist nun seit mehreren Jahren Usus. Neu ist, dass dieses Jahr auch der Vizepräsident Beistand leistete. Der Altersdurchschnitt der Reisegruppe konnte auf dieser Augustreise dadurch nochmals deutlich nach unten gedrückt werden.
Die diesjährige Endeckungsreise führte das Trio vor allem in den Grenzraum zwischen Italien, Kroatien und Slowenien.
Florian Brouwers hatte bereits 2007 die Ufer des Tagliamento nach Überresten der italienischen Nachkriegsbefestigungen durchforscht und darüber auch brav berichtet. Neuen Hinweisen auf weitere Anlagen wollten wir in diesem Jahr nachgehen. Die Pflegearbeiten an den Hochwasserschutzdämmen hatten so manche Anlage freigelegt und in eine portraitgerechte Verfassung gebracht. Sogar eine Tarnhütte für einen Vier-Scharten-Turm war unter der Wucht eines Mulchgerätes in sich zusammen gestürzt.
Oliver Zauzig brachte einen Fachbericht aus den 1980er Jahren über deutsche Küstenbatterien entlang der Adriaküste bei Montfalcone und Triest mit. Die Enttäuschung war groß, offenbar war der damalige Autor die Verifikation vor Ort schuldig geblieben, denn seine Quellen hatten augenscheinlich meist den Status von Entwürfen nicht überschritten. Außer den nur noch für das geübte Auge erkennbaren Geschützbunkern in Miramare (Italien)und zwei Kesselbettungen an der Punta grossa (Debeli rtic in Slowenien) fanden wir so gut wie nichts.
Unter dem Schloß von Duino, südlich Montfalcone, existiert noch ein von den Deutschen angelegtes Hohlgangsystem, dessen einzige Geschützscharte einer Aussichtsplattform weichen musste. Die in dem Hohlgang ausgestellten Exponate aus der Zeit der deutschen Besatzung sind Dank starken Schimmelbefalls inzwischen in einem erbärmlichen Zustand.
In Slowenien boten nicht nur die früheren Anlagen des Vallo Alpino interessante Anfahrtspunkte, auch die Rupniklinie war für uns bis dato gänzlich unbekannt. In Gorenja Vas existiert in einem Gasthof ein kleines Museum zur Geschichte der Rupnik-Linie. Dort sind auch für die Geländeerkundung durchaus brauchbare Karten mit eingezeichneten Bunkeranlagen und Wandervorschlägen erhältlich. Ein Bauer im südlich hiervon gelegenen Hrastov gric war sogar bereit, uns gegen eine kleine Führungsgebühr durch das nicht fertig gewordene Artilleriewerk zu führen. Außer den im Rohbau fertig gewordenen Treppenschächten, Hohlgangs- und Magazinröhren blieb es hier aber bei der Projektierung.
Perlschnurartig, immer in Sichtweite zueinander gebaut, bildeten die bereits oftmals im Internet abgebildeten Doppel-MG-Kasematten mit ihren markanten Drei-Scharten-Kaponieren eine durchgehende Sperrlinie. Immer wieder an markanten Geländepunkten finden sich eingestreut kleinere, weit schwächer armierte Bunker. Sie erinnern nach Funktion und taktisch-technischer Anlage stark an die Grenzwachtbauten des Westwalls. An den Hängen des fast 1700 m hohen Blegos sind heute noch die Beschußspuren aus den Kämpfen der Partisanen gegen deutsche Truppen unübersehbar. Obgleich die Spitze des Blegos relativ stark befestigt ist, wurde das von den Deutschen in einer Denkschrift dort exemplarisch beschriebene Artilleriewerk nicht gebaut.
Viele der heute in Slowenien gelegenen Werke des Vallo Alpino sind gesprengt worden, von wem auch immer. Umso mehr überraschten uns nördlich Postojna in der Umgebung von Log mehrere unzerstört gebliebene Anlagen, deren Bauausführung auf eine relativ frühe Entstehung hin deuteten. Beeindruckend ist hier die Platzierung eines Bunkers inmitten eines offen gelassenen, nie fertig gestellten Eisenbahntunnels. Wer sich für die frühere Bauweise von Tunneln interessiert, für den ist diese in den Berg getriebene Röhre ein unbedingtes Muß. Ein strategisch gut platziertes Artilleriewerk ist auch hier unfertig geblieben, die heute noch offenen Treppenschächte bieten Abstürze bis zu 30 m.
Erwähnt werden soll eine Museumsinitiative für ein Werk des Vallo Alpino in der zweiten Linie gelegen bei Pivka auf dem Berg Primoz. Die Funktionsweise einer solchen Anlage und ihrer technischen Details wird hier dem Laien auf Tafeln sehr anschaulich gemacht, eigentlich fast vorbildlich für noch anstehende Projekte. Wer sich für die Geschehnisse des jugoslawischen Bürgerkrieges in den 1990er Jahren interessiert, erhält hier einen ersten Einblick, vor allem in Form von Filmdokumentationen.