Reiseberichte
Wehrhafte Vulkaninsel Lanzarote
Bei genauerem Hinsehen bietet die Insel aber auch dem Festungsinteressierten manches Kleinod, zumindest das, was die sehr rasch um sich greifenden Zersiedlungsprozesse für Ferienanlagen entlang der Küste hiervon übrig gelassen haben, von den Einheimischen lapidar „Urbanización“ genannt.
Am augenfälligsten sind die vier Castillos aus der Zeit des 16. bis zum 18. Jahrhundert. Zum Schutz gegen Korsaren und Seeräuber wurde die Hauptstadt der Insel, Arrecife, von den beiden Castillos San Gabriel und San José im Norden und Süden flankiert. So ließ 1573 Don Augustin de Herrera y Rojas das Castillo de San Gabriel errichten, das jedoch bereits 1586 bei einem Piratenangriff wieder zerstört und 1591 verbessert wieder erichtet wurde.
Zwischen 1776 und 1779 errichtet, wurde das Castillo de San Jose, im Volksmund auch „La Fortaleza del Hambre“ genannt, von dem auf Lanzarote wirkenden und vor wenigen Jahren verstorbenen Künstler Manrique in ein Museum für zeitgenössische Kunst umgewandelt und mit Bildern u.a. von Miro, Mompó und ihm selbst dekoriert. Unter den Ausstellungsräumen liegt heute ein geschmackvoll eingerichtetes Restaurant mit Panoramablick übers Meer, ganz im Gegensatz zur früheren Bezeichnung des Volksmundes: „Hungerfestung“.
Hoch über der früheren Hauptstadt der Insel, Tequise, thront das Castillo de Guanapay, auch Castillo de Santa Barbara genannt, auf dem gleichnamigen 452 m hohen Vulkan. Ganz im Süden, unweit des Badeortes Playa Blanca findet sich auf dem Punta del Aquila das Castillo las Coloradas aus dem Jahr 1769, ein Rundturm, der seine Ähnlichkeit zu den Martello-Türmen nicht verbergen kann. Daneben war die Küste durch eine Anzahl weiterer, kleinerer Wachttürme geschützt, die heute noch als mehr oder weniger gut erhaltene Ruinen zu sehen sind.
Schließlich hat auch das Franco-Regime seine Spuren hinterlassen und an den invasionsgefährdetsten Küstenabschnitten kleine Bunker für Maschinengewehre bauen lassen. Daneben gibt es auf dem Punta del Papagayo einen Geschützunterstellraum und am Playa de la Garita einen PAK-Stand zu sehen. Die Süd- und Nordspitze der Insel wurden durch zwei Stellungen für schwere Geschütze zur Seezielbekämpfung befestigt. Im Süden ist direkt am Strand lediglich der Feuerleitstand noch nachzuweisen. Die weitläufigen Hotelanlagen haben das Terrain hier stark überprägt, so dass weitere Hinweise auf die Stellung fehlen.
Im Norden hat der Künstler Manrique die Geschützkaverne zu einem Lokal mit Panoramablick über die benachbarte Insel Graciosa umbauen lassen, dem sog. Mirador del Rio. Auf dieser 479 m hohen Erhebung zeugen etwas abseits von dieser touristischen Attraktion weitere Betonbauten von der strategischen Bedeutung dieses Ortes.
Das Castillo de Guanapay östlich dem Städtchen Tequise gelegen beherbergt heute ein Museum zur Auswanderungsgeschichte Lanzarotes. 1588 von dem italienischen Baumeister, Leonardo Torriani zur seiner heutigen Gestalt ausgebaut und verstärkt, geht das Castillo in seiner Entstehung auf Sancho de Herrera zurück.